RADPLAN DELTA
 
RAHMEN FÜR STRASSENRADSPORT
 
Materialien - Querschnitte - Festigkeiten - Eigenschaften
Heute finden wir Aluminium, Stahl, Carbon und Titan.
 
STAHLRAHMEN hatten oder haben 28,6er Rohre, das reicht bei Manganmolybdän oder Chrommolybdän oder NiVaChrom vollkommen aus, weil das für Merckx und Moser auch genügte. Heutiger Nachteil: das Gewicht ist unzeitgemäss hoch, mit einzelnen Rohrfabrikaten gab es nennenswerte Korrosion. Wahrscheinlich sind mit keinem anderen Fabrikat so viele TdF gewonnen worden wie mit Reynolds - Rohren.
 
TITANRAHMEN sind leichter als Stahl, flexibler, teurer und korrosionsbeständig.
Werden die Rohrquerschnitte moderat erhöht, 32-35 mm, kann eine hohe Festigkeit resultieren. Gleichzeitig bietet der Rahmen guten Fahrkomfort. Nachteile sind der hohe Preis und das geringe Angebot, die sich teilweise gegenseitig bedingen.Auf dem Markt befinden sich Rohre aus Titanlegierungen, die wegen ihrer Eigenschaften nicht optimal zum Fahrradbau geeignet sind oder nicht unter den notwendigen technischen Voraussetzungen geschweisst werden. Hier ist Vorsicht geboten. Im MTB Bereich, wo Dämpfung unverzichtbar ist, wird Titan an der Spitze genutzt.
 
CARBONRAHMEN brauchen aufgrund der deutlich anderen mechanischen Eigenschaften eigentlich neue Formen; ein Nachbau mit üblichen Rohren bekannter Durchmesser schöpft das Potential des Werkstoffes nicht vollständig aus. Trotzdem sind praktische Carbonrahmen mit z.B. 45er Rohren ausreichend stabil und fahren sich angenehm komfortabel. Die 1 1/8 Zoll Gabel "verdanken" wir letztlich der Carbonbauweise, denn bei Stahl und Aluminium war das nicht nötig; nur die 1 Zoll Carbongabeln brachen. Jetzt haben wir die 1 1/8 Zoll auch im Alubereich, auch wo sie überflüssig und übergewichtig sind.
 
ALUMINIUMRAHMEN sind aktuell maximal verbreitet, und das mit gutem Grund. Der Werkstoff ist ein sehr guter Kompromiss aus Festigkeit, Gewicht und Preis. Leider gibt es nach meiner persönlichen fachlichen Überzeugung unsinnige Tendenzen, die Rahmen immer fester zu machen. Der hauptsächliche Urheber dieser Entwicklung ist bekannt, wir brauchen ihn nicht zu benennen. Was haben wir von diesen betonharten Kilonewtonknochen?
 
1) Der Komfort auf Fahrten über mehrere Stunden ist unbefriedigend. Das Leben besteht nicht aus Bahnsprints.
 
2) Carbongabeln sind ein Mittel, diese harten Rahmen fahrbarer zu machen. Manchmal schiesst die Abstimmung über das Ziel hinaus: Rahmen zu hart, Gabel zu wenig präzise. Komfort ja, Unsicherheit nein.
 
3) Wer leichte Rahmen möchte, braucht keine unnötig schweren 31,6er oder 32,2er Stützen, wenn es eine 27,2er auch tut. Gabeln mit 1 1/8 Zoll Aluschaft sind auch nicht so leicht wie 1 Zoll Schäfte, und bei Ahead reicht 1 Zoll Alu, gut wenn der Schaft konifiziert ist.
 
4) Es gibt einen nennenswerten bis segensreichen Vorteil der aktuellen Alu - Oversize - Rahmen: Renner für richtig lange Kerls! Ein 64er Rahmen ist so definitiv besser als zu Stahlzeiten mit Columbus SL. Damit konnte man gut 54er bauen.
 
5) Prüfbankergebnisse wie STW Werte lassen sich konsequent mit einer Methode erzeugen: Rohrdurchmesser hoch, Wandstärke runter. Folge: Dosen - Effekt. Ein kleiner Umfaller, erst recht ein "normaler" Unfall führen zur Beschädigung der dünnwandigen Rohre. Ich habe einen Fahrer mit einem 2 Wochen alten Klein gesehen, dem standen die Tränen in den Augen: Loch im Rohr! Umfaller an der Ampel. Muss das sein?
Brauchen wir wirklich Alu - Wandstärken von 1 mm oder weniger?
Ein sekundärer, auch wenn für manche Fahrer nicht unwesentlicher Kritikpunkt ist die hohe Geräuschentwicklung der Oversize - Rohre. Man könnte gleich mit einem Gitarrenbauch fahren...
Mit Rohrsätzen von 32 - 35 - 40 mm und Wandstärken von 1,3 mm lassen sich leichte Rahmen bauen, die auch mal einen Schubser abkönnen. Solches Material fährt sich übrigens auch SCHNELLER. Warum?
 
Wir fahren vorwärts und wollen wenig Energie verlieren. Die Strasse ist aber rauh oder wellig / bucklig. Dies zwingt das System Rad / Fahrer zu Vertikalbewegungen. Diese vertikalen Schwingungen verbrauchen Energie, die der Horizontalbewegung abgezogen wird: ein Bremseffekt. Dämpft der Rahmen nun die Schwingungen, so dass diese vermindert an den Fahrer weitergegeben werden, muss der grösste Teil der Masse vertikal weniger beschleunigt werden, der Energieverbrauch sinkt, das Rad rollt leichter. Extremisten behaupten, ein etwas weniger harter Rahmen verschlucke Antriebsenergie. Dies kann für 800 Watt Sprints gelten, aber davon rede ich nicht. Wer den halben oder ganzen Tag fährt, ist mit 300 Watt gut bedient. Von dem leichteren Rollen profitiert man aber jeden Meter, besonders wenn der Tag zur Neige geht...Ausserdem hat ein guter Rahmen stabile Kettenstreben, aber schlanke Sattelstreben, das heisst der Kompromiss zwischen Komfort und Kraftübertragung ist machbar.
 
Zur Vermeidung von Missverständnissen sei übrigens ausdrücklich betont, dass zum effektiven, d.h. schnellen Fahren neben mässig dämpfenden Rahmen harte Laufräder nötig sind, die sich nicht beim Abrollen eiförmig deformieren. Es macht absolut keinen physikalischen Sinn, harte Rahmen mit nachgiebigen Laufrädern zu kombinieren. Das kostet doppelt Energie!
 
Wir werden uns verstärkt um Rahmen kümmern, die objektiv geringere Messwerte abliefern. Dazu kann man stehen, wenn man davon überzeugt ist und den Mut hat. Ich habe life mehrere TdF gesehen, und da wundert man sich, welche Rahmen von den Spitzenfahrern mit welchen Aufschriften gefahren werden. Das passt nicht immer zusammen. Gebt einem Profi für die Dauer einer TdF einen Storch - Rahmen oder so ähnlich, und wartet, wie lange es dauert, bis er Euch das Ding nachwirft?!
In den "guten alten Zeiten" mit mehr Bumms als heute fuhr ich Vitus 979, wie Sean Kelly auch. Der hat damit abgeräumt wie wenige Andere. Dieser Rahmen rollte! Ganze Teams fuhren diese Rahmen und Gabeln mit anderen Aufschriften. Wenn ein 979 heute von der Tortour getestet würde, käme bestimmt jemand auf die Idee, ihn aus Sicherheitsgründen gesetzlich zu verbieten oder zumindest für Abfahrten auf 35 kmh zu limitieren. Ich bitte für diese Polemik um Entschuldigung.
 
Im Herbst sind die wichtigen Messen, und ich werde nicht nur die Augen offen halten, sondern auch versuchen, Dinge anzuregen. Schaun mer mal.
Ein lustvolles Stoffgeben wünscht Maro Moskopp
 
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