RADPLAN DELTA
 
VON DRUCK UND TEMPERATUR
 
Liebe Radsportfreunde, der Winter mit seinen Temperaturen gab den Anlass, einige Phänomene zu behandeln, die uns unsere Physik beschert. Sie sind allesamt praxisrelevant und sollten berücksichtigt werden.
 
1) Die heutige Standardbauart bedeutet Alurahmen mit Alu / Carbongabel und Stahl - Gabelschaft.
  Die dazugehörigen Steuerrohre (Alu) messen i. A. 10 – 18 cm. Wird der Steuersatz im Sommer eingestellt, z.B. bei 25°C, ist er jetzt im Winter bei 0° C, oder darunter (wir fahren durch) zu lose und muss nachgestellt werden. Das Alu aussen hat eine stärkere Wärmedehnung / Schrumpfung als der Stahl innen. Je länger das Steuerrohr und je grösser die Temperaturdifferenz, desto mehr muss korrigiert werden. Steuersätze immer so leicht wie möglich einstellen, dass sie gerade eben nicht wackeln, sonst ist die Lebensdauer zu kurz.
 
2) Das gleiche gilt für Indexschaltungen. Auf der Gesamtlänge des hinteren Schaltzuges gibt es ca. 80 cm,
  auf denen die Längenausdehnung des Stahl - Schaltseils dem Alurahmen gegenübersteht. Dieses Längenstück erklärt, warum eine Rasterschaltung, die morgens in Tilff ( 6:00 h, +3°C) passt, mittags an der Redoute
(Sonne, +25°C ) nicht mehr exakt positioniert. Das ist bei Alu einfach so!
 
3) Ein Laufrad, das bei 20°C in der Werkstatt mit kontrollierter Speichenspannung gefertigt wird,
  hat bei 0°C andere Eigenschaften. Es fährt sich elastischer. Erfahrene Radfahrer bemerken dies am Fahrverhalten, und eine Temperaturdifferenz von 15°C kommt schnell zusammen. Die Alufelge wächst und schrumpft stärker als die Stahlspeichen. Dies bewirkt eine Änderung der Speichenspannung und der Effekt ist fühlbar. Das komfortable Gefühl oben auf dem Iseran und das knallige Verhalten unten in Bourg St. Maurice sind nicht subjektiv, sondern Wirklichkeit. Wer hat Erfahrung mit Ksyrium, da es dort anders sein sollte?
 
4) Wer leichte Felgen einspeicht und dann, nach Messung der Speichenspannung,die Decke auflegt
  und auf 9 bar aufpumpt, stellt fest: Die Speichenspannung sinkt! (bei frisch zentrierten Felgen, die nicht abgedrückt wurden, am Knacken der Nippel beim Aufpumpen zu erkennen.) Der Druck des Pneus wirkt rundum, auch nach innen. Er komprimiert die leichte Felge stärker als eine stabilere. Zupft man eine Speiche an, hört den Ton, entlässt den Druck, zupft dieselbe Speiche wieder an: der Ton wird höher! Wir berücksichtigen diesen Effekt und stellen die korrekte Speichenspannung mit aufgelegter 23er Decke bei 8,5 bar ein.
 
5) Herr X (Name von der Redaktion geändert – eine wahre Begebenheit) fährt mit neuen,
  gedichteten Pedalen (PD 6400) von Bedoin auf den Mt. Ventoux. Oberhalb des Chalet Reynard bemerkt Herr X, dass Fett um die Pedalachse austritt. Er möchte nicht anhalten und fährt weiter. Oben vergisst er, überwältigt von der Kulisse, nach den Pedalen zu schauen. Die Sause – Abfahrt (mit das geilste, was Mitteleuropa für Fahrradfahrer zu bieten hat) vergeht wie im Fluge. Zurück in Bedoin bemerkt er: Das Fett ist weg. Was war geschehen?
 
  Das Pedal war zum Barometer geworden, der Innendruck hat das Fett oben hinausgedrückt, unten hat der äussere Luftdruck es wieder zurückgeschoben.
 
Nun, wer kennt noch schöne, aber wahre Physik –Geschichten rund ums Rad?
 
Nicht nur der italienische Bauer und der japanische Angelgarnituren – Fabrikant,
auch Herr Newton fährt ständig mit (gut so).
 
In diesem Sinne und bess demnähx, Euer Maro Moskopp
 
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