RADPLAN DELTA
 
das 1 : 1 Syndrom
 

Liebe Rasefreunde,
wer Berge fährt braucht kurze Übersetzungen, und ich unterstütze das seit vielen Jahren. Kürzer treten und trotzdem schneller oben sein.
Aber es gibt da ein Problem, es hat einen Namen, und es ist mechanischer Unfug: die 1:1 Übersetzung. Beware!
Was passiert denn da? Der worst case für Antrieb und Aufspeichung! Ihr werdet es nicht glauben, aber ich bin an meinem Lieblingspass, Bonette Nordseite, Teste gefahren, um praktisch zu sehen, was theoretisch eh rauskommen muss. Da kann man 1 1/2 Stunden im kürzesten Gang hochfahren, ohne 1x geschaltet zu haben. Was passiert?

Die Kurbeln haben pro Umdrehung 2x volles Moment (in waagerechter Stellung) und 2x fast kein Moment (senkrecht). Der Antrieb gibt das 1:1 nach hinten weiter, auf Kassette, Freilaufkörper, Nabe, Aufspeichung, Felge. Jetzt ist so eine Kletterpartie eh schon Belastung für das Gesamtsystem, und da wünscht man sich, dass die Arbeit wenigstens gerecht verteilt würde, aber ist nicht! Das Hinterrad hängt mit der 1:1 Übersetzung gnadenlos am Diktat der Tretkurbeln, kein Entkommen. Stellt Euch im Gedankenmodell vor, Ihr fahrt auf 24 Speichen da hoch, denn 24 geht gut durch 4 zu teilen. Ansatzweise heisst das, am Hinterrad werden 2 Gruppen à 6 Speichen ständig mit der vollen Drehmomentübertragung beschickt und 2 Gruppen à 6 Speichen können gammeln (70er Jahre) oder chillen (heute).
Wenn Ihr oben ankommt, haben immer die selben Speichen die Prügel eingesteckt. Das hat dem Hinterrad richtig Stress gemacht.
Freundliche Fahrer kurbeln da mit 33 zu 32 hoch statt mit 1:1. Bei jeder Kurbelumdrehung versetzt sich vorderer Antrieb zum Hinterrad um einen Zahn, ganz feine Sache! Auf dem schönen Weg zum Häubchen kommen also alle mal nacheinander dran mit arbeiten oder Pause machen, was für eine schöne Welt. Das Hinterrad bedankt sich und lächelt, bleibt intakt für viele weitere Pässe, bon courage!

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