RADPLAN DELTA
 
PREISE VON LAUFRADSÄTZEN UND DEREN TECHNIK
 
Wenn es heute einen Laufradsatz vom Marktführer zu 70 € für den Endverbraucher zu kaufen gibt,
ist das gut oder schlecht? Eine endgültige Antwort werde ich nicht geben, aber einige Aspekte dazu beitragen;
in einem freien Land kann der Einzelne, Kunde, Radsportler, Konsument dann selbst entscheiden.
 
Ein solcher Laufradsatz wird in Malaysia von Maschinen hergestellt. Die Naben sind gut, falls das Lagerspiel nicht falsch eingestellt wurde, was zu frühen Schäden führen kann. Die Felgen sind gut und präzise, die Aufspeichung ist grottig. Was meine ich damit, kann ich das belegen? Die Speichen sind schön schwarz, ansonsten 2mm glatt durchgehend. Wer fährt das heute noch ansonsten freiwillig? Sie sind schwer und unsicher, so wie halt gerade Speichen sind. Wenn der Hersteller die Länge 281mm zu Zehntausenden eingekauft hat, kommen die ins Vorderrad, auch wenn da 278mm reingehören. Also wird, Augen zu, überdreht. Der Automat merkt das eh nicht. Die Räder sind gerade, aber die Spannung ungleichmässig. Unter Belastung wird dies verfrüht zu Querschlägen führen.
Die mittlere Spannung ist recht tief, es fühlt sich dann beim Fahren, trotz des relativ hohen Gewichtes, etwas quarkig an. Am Hinterrad links ist die Spannung noch tiefer, wird sich das lösen? Einer meiner Grosshändler fragte mich, ob ich dafür wegen vorliegender Defekte Ersatzspeichen hätte, weil er weiss, dass ich selbst einspeiche und mich um die Technik kümmere. Das Vertriebssystem des Herstellers hat Ersatzspeichen meines Wissens nicht vorgesehen. Die Nippel sind nicht Standardmass, der normale Spanner mit 3,25mm geht nicht sauber drauf, es ist das eher weniger eingesetzte Mass 3,4mm welches manchmal bei MTBs auftritt, aber DELTA baut auch MTB - Sätze mit den normalen Nippeln, weil das Werkzeug dazu jeder hat. Wir möchten positiv denken und allen Nutzern billiger Laufradsätze langen Fahrspass wünschen, wirklich.
Was ist der Plan dahinter? Ich bin kein Marxist, sondern möchte nur gut funktionierende Technik zu fairen Preisen anbieten. Radfahren ist Wettbewerb, und Geschäft auch. Das muss sein, denn ohne Wettbewerb hätte der Kunde schlechtere Produkte. Wie kommen 70 € Verkaufspreis für einen zugegebenerweise optisch nicht hässlichen Laufradsatz zustande? Kann das ökonomisch / wettbewerbstechnisch sauber, mit Verdienst, funktionieren, und wie?
Die Radsätze kommen in wirklich guten Kartons, die auch Geld kosten, mit Luftfracht von Malaysia. Der Hersteller muss das Material und die Herstellung bezahlen, anschliessend sollte er noch etwas daran verdienen, Verpackung und Transport wollen bezahlt sein, der Importeur sollte dran verdienen, dazwischen der Grosshändler, zuletzt der Einzelhändler auch noch, und alles von 70 €. Geht das, was meint Ihr?
Was ist, wenn ein sehr starkes Unternehmen, oder einige marktbeherrschende Firmen mit ähnlicher Zielsetzung, die tatsächlich in der Vergangenheit viel für das Fahrrad getan haben, ihre dominante Stellung im Markt dazu verwenden, dass
 
1) kein Zweiradmechaniker mehr sinnvoll darüber nachdenken kann, ob er Aufspeichen lernt
 
2) eine Werkstatt, die zwar selbst aufspeichen kann, anhand dieser Preissituation dies aber nicht mehr tun wird oder kalkulatorisch nicht tun kann
 
3) keine Werkstatt vor Ort die spezialisierten Teile solcher Produkte bevorraten wird
 
4) grosse Hersteller dann am Ziel sind, wenn unabhängige Stellen für Bau, Technik und Service so weit verschwunden sind, dass der Kunde immer zu den selben "grossen Adressen" muss.
 
Was ist, wenn ich vermute, dass ein solcher Laufradsatz für 70 € der Verdrängung dient und nicht profitabel gehandelt wird? Es gibt dazu eindeutige Gesetze, die aber nicht zur Anwendung kommen. Das ist inzwischen in unserem Land so Usus, denn Geiz ist geil?
Letztlich kann DELTA sich nur diesem Wettbewerb stellen. Diese Frage kann nicht politisch entschieden werden.
Das möchten wir nicht und das geht auch nicht sinnvoll so.
Wenn ein Grosser der Branche mit diesem Circus angefangen hat, werden die Anderen folgen, denn sie müssen.
Ich bin ein Freund von günstigen Preisen für den Anwender, das könnte sich herumgesprochen haben. Ich möchte unseren lieben Kunden einfach nur erklären, warum DELTA diesen Weg nicht mitgehen kann. Ich möchte für ein 5 oder auch 10 Jahre altes Laufrad noch Service bieten, kein Ex und Hopp. Wegwerfen und Neukaufen kann jeder, doch sieht so unsere Zukunft aus? Während ich diesen Text schreibe, steht hinter mir ein alter Kenwood-Receiver aus den 70igern, der immer noch funktioniert. Ich habe Spass daran, ganz ohne Mäusekino, mit sauberem Klang und gefrästen Alu - Rundreglern. Ich habe keinen Spass, wenn die Leistung nicht stimmt, denn meine Beine werden nicht jünger, und ich möchte in 1 ¾ h auf dem Ventoux sein, dafür brauche ich gutes, modernes Material. Dazu gehört, dass ich bestimmte Wartungsarbeiten selbst durchführen kann, dass es nachkaufbare Lager gibt, dass normale Speichen passen und dass der Satz ordentlich montiert ist. Speziell Zentrieren von Hand verursacht Kosten, bringt aber auch Leistung. Für ein einzelnes Rad von Anfang bis Ende brauche ich ca. einen halben Tag, dann wird es je nach Kundenwunsch noch eingefahren, denn nach ca. 50km lässt die Speichenspannung nach, und dann gibt's noch einen Nachschlag. Das geht in keiner Fabrik. Wer nach vielleicht 500 km gefahrenen Kilometern vorbeikommt,
wird kostenlos nachgespannt und nachzentriert. Es soll knackig bleiben.
DELTA hat sich grosse Mühe gegeben, für 2006 im Wesentlichen durch verbesserten Einkauf bei Felgen und Speichen die Preise in Kundenrichtung zu bewegen. Neue Produkte mit noch mehr Leistung gehören dazu. Wir bedanken uns für das Vertrauen und den Zuspruch in der Vergangenheit und hoffen, mit handgefertigten Produkten auch in Zukunft für eine ausgewählte Schar von Radsportlern die richtigen Produkte zu fairen Preisen zu haben.
 
Herzlichst Eure Edgar Moskopp ( digital ) und Maro Moskopp ( Mechanik )
 
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