RADPLAN DELTA
 
EINE GESCHICHTE VON BETONRAHMEN UND ANDEREN GRAUSAMKEITEN
 
Es war einmal eine Zeit, in der die Menschen auf Stahlrössern fuhren. Die Rahmenrohre massen 28,6 cm.
Wer was auf sich hielt, fuhr Columbus SL und die, die unbedingt gewinnen wollten, auch Reynolds 753. Doch dies ist lange vorbei, und nur noch Greise erzählen gelegentlich an dunklen Winterabenden, wenn der Fernseher ausgefallen ist, davon.
Dann kam die Zeit, als verwegene Hasardeure auf Vitus und Alan stiegen, um, ihr Leben riskierend, sich knapp am Tode vorbei in Passabfahrten zu Tale zu stürzen. Auch der Autor hat dies bis heute unverständlicherweise überlebt.
 
Kleine Amerikaner aus dem Kanonental eroberten Europa, nachdem sie einen Container mit Aluminium - Ofenrohren erbeutet hatten, und fegten über den Fahrradmarkt hinweg, und nichts sollte so bleiben wie es war. Findige Italiener ersannen, dass die kürzeste Verbindung vom unteren Steuerlager zur Vorderachse eine Gerade ist und kamen ohne Umwege dorthin.
 
Zuguterletzt spezialisierte sich noch das monatliche Organ einer Veloglaubensgemeinschaft zusammen mit einer Bildungseinrichtung am Dreiländereck auf einen Verdrehmodus für den nackten Rahmen ohne Gabel
(weil Personalabteilungen Bewerber ja auch ohne Kopf beurteilen) und so nahm die Geschichte ihren Lauf...
 
..als wir aufwachten und bemerkten, dass wir zu weit gegangen waren. Die Epoche der Betonrahmen hatte sich endgültig (?) materialisiert. Die Götzen heissen N/mm und Kraftübertragungseffizienz, das Werk von Sean Kelly wurde als historischer Irrtum aus den Geschichtsbüchern gestrichen. Die Unangepassten im System wurden für verrückt erklärt. Nur manche von denen, auf die man als Gladiatoren nicht verzichten konnte, bekamen jetzt weichere Laufräder mit Felgenhöhen wie vor Beginn des letzten Krieges, damit sie überhaupt noch auf die Folterstühle stiegen.
Fast übersehen  worden wären diese Wahnsinnigen, die die Zäune eines Zentrums für Bewusstseinsfestlegung überwanden und seitdem eine Gefährdung des ordentlichen Radbürgertums darstellen. Berichte über ihre Krankheit, wonach sie Alurahmenrohre von 30 - 35 mm als Opfer nehmen und ihren Kult mit steifen Laufrädern zelebrieren, um mit dieser Formel den Häschern zu entkommen, können nicht restlos entkräftet werden. Behaupten sie doch heimtückisch, Rahmen dürften elastisch sein und führen als Scheinargument auf, bei Tagesetappen könne man nicht ständig 600 Watt leisten, so wie es Herr Geiger auf der Bahn für 5 Minuten tut. Für Hinweise, die zur Ergreifung der Delinquenten führen, hat Herr Westen - Beutel eine Belohnung in Form eines Sachpreises gestiftet:
Einen verkehrssicheren Beton - Rahmen mit frischer TÜV Plakette, 125,7954 Terra - Newton / mm und komfortabler Seitenquarkgabel. Na ma ran an die Buletten!
 
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