RADPLAN DELTA
 
französische Alpenpässe für Normalsterbliche
 
Die französischen Alpen haben gegenüber den Zentralalpen den Vorteil des besseren Wetters. Keiner weiss warum, vielleicht ist es der Zentralismus und eine Vorgabe aus Paris schuld, dass die Steigungen der französischen Pässe meistens gleichmässig und um 8 Prozent liegen, die Azzuri sind da etwas spontaner, wenn sie mal eben 17% an den Drei Zinnen bauen. Das ist in Frankreich Seltenheit. So gibt es an dieser Stelle eine bescheidene Auswahl an Strecken, die auch für geübte Mittelgebirgsfahrer und fitte Senioren was taugen. Nichts gilt für immer, und die Beschreibung ist nach bestem Wissen. Wir wünschen viel Freude auf diesen Routen. Fahrt mit guten Reifen, genug Luft für die Abfahrten, 2 Ersatzschläuchen (ungeflickt) und immer einem Gang kürzer dabei, als Ihr glaubt, zu brauchen. Wenn das Wetter gut ist, weht der Wind am Nachmittag immer talaufwärts, unabhängig von der Himmelsrichtung. Wenn der Wind "von oben" kommt, schaut, dass Ihr ein Dach im Tal erreicht.
 
Ich denke, die aufgeführten Fahrten sind ohne Mördereffekt. Gänge, die klein genug sind, alle 60 Minuten spätestens Kohlehydrate einwerfen, so 50-75g Portionen, ob Hunger oder nicht, einfach zwangsweise rein, nicht bei Hunger essen, IMMER vor dem Hunger essen, nach Uhr und Plan; genügend Fruchtsaft wegen des Elektrolyts (nur wenig Wasser trinken, mehr Saft). Ist es frisch, Ananassaft, der heizt. Ist es mittel, O-Saft. Ist es heiss, Grapefruitsaft, den trinkt man nicht so gierig und in der Flasche bleibt bis oben noch etwas drin. Morgens oder unterwegs einen halben Liter Bitter Lemon oder Tonic trinken, bei Hitze mehr. Das darin enthaltene Chinin ist optimal gg Krämpfe.
Ich habe die besten und schönsten Jahre meines Radlebens in den französischen Alpen verbracht. Sonnige Höhenkilometer wünscht
maro moskopp
 
Hinweis zu den Karten:
Google Maps berücksichtigt Wintersperren von Alpenpässen. Somit kann es vorkommen, dass wenn man sich eine vorgeschlagene Route im Google Maps im Winter anschaut bestimmte Strassen als „Für den öffentlichen Durchgang gesperrte Straße“ deklariert werden. Diese Sperrung bezieht sich nur auf die Wintersperre.
 
 
Route 1: Dreipässetour Allos-Champs-Cayolle
 
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Ausgangspunkt:
Jausiers oder Barcelonette
 
Orte / Zwischenziele:
Barcelonette - Col d' Allos - Colmars - Col des Champs - St Martin d' Entraunes - Col de la Cayolle - Barcelonette
 
Dreipässetour Allos-Champs-Cayolle, zwar anspruchsvoll, aber vielleicht die einfachste Tour in Frankreich mit 3 Pässen über 2000 Meter
Ausgangspunkt ist Barcelonette. Wenig anziehen, dünnes Trikot plus Windjacke, die ersten 10 Minuten frieren, es lohnt sich. Wer die ersten 10min nicht friert, bereut es später. Wenig Proviant einstecken. Der Allos nach Süden steigt bald an und man fährt morgens auf dem Sonnenhang hoch, es wird schnell warm. Die Steigung ist moderat, 6 bis 8 Prozent mit auch flacheren Stücken zum Verschnaufen. Die Passhöhe kommt unerwartet nach einer Rechtskurve, man ist etwas früher oben, als man meint.
Die Abfahrt zum Wintersportort ist übersichtlich, hell und warm. In La Foux gibt es fast nichts zu kaufen, also weiter talab. Auch durch den Ort Allos weiterbrausen, bis Colmars, da ist Pause mit Essen, Trinken, Einkaufen. Hier müssen die weiteren Vorräte für den Tag besorgt werden, danach gibt es nichts mehr. Nach der Rast ein kurzes Stück auf der Strasse zurück berghoch, bis rechts der Abzweig zum Col des Champs kommt, da hoch. Die Strasse ist schmal und schlecht, aber bergauf ist das vollkommen egal, es ist Ruhe und bergab wird sie gut. Oben auf dem Pass ist eine alpine Szene vom Feinsten, mit Felsen, Wiesen, Weite und Einsamkeit. Die Abfahrt ist gut asphaltiert. Wenn man fast unten ist, kommt eine Gabelung: den rechten Ast nehmen, der weiter bergab geht, nicht links wieder hoch fahren. Bald ist man in St Martin und auf der Talsohle des Var, links das Tal hoch Richtung Col de la Cayolle. Jetzt beginnt das schwierigste Stück des Tages: am Nachmittag die Südseite der Cayolle hoch in der Sonne. Das Tal zieht sich, und man verliert das Gefühl für die Steigung, die objektiv höher ist, als man sieht. Wer dies weiss, ist gedanklich stabil und wundert sich nicht, warum es dauert. In Estenc ist ein Restaurant am See, da vielleicht einen Kuchen essen, eine Cola trinken und ein kleines Bier. Das Bier ist wichtig gegen Krämpfe. Die Wasserflasche auffüllen. Dann geht es in den Pass, und es ist eine Erlösung, wenn endlich die Kehren anfangen.
Oben auf der Cayolle Rast machen, die Windjacke anziehen und auf die Abfahrt. Die Lärchenwälder, der Bach, die kleinen Brücken - ein Märchen. Weiter unten kommt die Schlucht mit den Engstellen und den Wechseln der Talseite. Dort kann es auch am Nachmittag noch frisch sein. Das letzte Stück muss man wieder treten, obwohl es bergab geht, aber Barcelonette ist bald erreicht. Diese Tour NICHT im anderen Sinn fahren.
 
 
Route 2: über den Col de Vars zum See von Serre Poncon
 
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Ausgangspunkt:
Jausiers oder Barcelonette
 
Orte / Zwischenziele:
Barcelonette - St. Paul - Col de Vars - Guillestre - St. Andre d' Embrun - Savines - le Sauze - Barcelonette
 
Talauf die Ubaye hoch, über la Condamine (frieren ist angesagt am Morgen), die alten Militärforts hoch oben links am Berg ansehen und weiter zum Abzweig, wo rechts der Larche nach Italien geht, dort links bleiben nach St Paul, wo die Vars Südseite beginnt, kurz und gemein. Die absolute Höhendifferenz ist moderat, also mit Ruhe da hoch und sich nicht über die ungleichmässige Steigung ärgern. Auf der Passhöhe die Windjacke anziehen und hinunter durch die Orte Les Claux, Ste Marie und St Marcellin. Im ersten Ort Les Claux gibt es eine breite Achterbahn-Kurvenkombination, und wer es mag, bleibt voll auf dem Gas. Das Problem ist nicht der Asphalt, der gibt jedes Tempo her, sondern der lokale Verkehr oder Fussgänger, für die man bremst. Es gibt wenig Orte, in denen man so schnell fahren kann. Hinter St Marcellin geht es kurz hoch, dann kommt die eigentliche Vars-Südseite, ein Genuss von Abfahrt mit vielen weiten, übersichtlichen Kehren und gutem Asphalt (die Wintersport-PKWs müssen da hoch, deshalb ist die Strasse so gut). Da sind weiche Wiesenkehren dabei mit perfekter Sicht und Schräglage für eine Viertelminute. In Guillestre angekommen, Verpflegung einkaufen und am Brunnen vor der Touristeninfo Rast machen. Jetzt zahlt sich aus, ob man früh losgefahren ist, denn auf dem Weg von Guillestre die Durance hinunter nach Savines ist Gegenwind, je später, je mehr. Auf der N94 nach ca 3km, noch VOR dem Bahnübergang, kann man links abbiegen, Ausschilderung St Andre, um auf dem östlichen Duranceufer zu bleiben. Die kleine und kurvige Strasse steigt etwas, aber man wird mit Blicken auf die Durance belohnt. Die Strecke ist etwas länger als die Hauptstrasse, aber auf der N94 ist gut Verkehr, und bei Gegenwind ist das kein Genuss. Nach Embrun bis Savines muss man wieder auf die N94, aber das ist nur für wenige Kilometer, nach Savines kommt endlich Ruhe. Auf dem südlichen Seeufer bleiben, leicht bergauf nach le Sauze. Links geht irgendwann der Col de Pontis ab, diesen Pass NICHT nehmen, er ist keine Abkürzung und etwas für Suizidgefährdete in der südlichen Abfahrt. Dafür den Blick von le Sauze über den Dreispitzsee geniessen. Das letzte Stück geht die Ubaye wieder hoch nach Barcelonette. Inzwischen ist die Zeit fortgeschritten und Nachmittag, und spätestens ab Le Lauzet sollte sich bei gutem Wetter Rückenwind einstellen, der einen berghoch auf komfortable Art nach Hause trägt.
 
 
Route 3: Daluis- und Ciansschlucht
 
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Ausgangspunkt:
Puget-Theniers oder Entrevaux
 
Orte / Zwischenziele:
Puget Theniers - Entrevaux - Guillaumes - Peone - Valberg - Beuil - Puget Theniers
 
Am Morgen kann man schon leicht bekleidet die Daluisschlucht hoch, denn man ist auf der Sonnenseite. Die Strasse gibt fantastische Blicke auf den Fels, der ab einem klar definierten Punkt die Farbe auf Rot wechselt. Ohne böse Steigungen kommt man nach Guillaumes, dort ist Einkaufen und Verpflegung angesagt. Für den Aufstieg nach Valberg gibt es zwei Strecken, wobei die nördlichere Strecke über Peone im oberen Teil besser im Schatten liegt. Ist Valberg erreicht, ist die Tour von der Anstrengung so gut wie gelaufen. Dort kann man noch eine Kleinigkeit einkaufen, ist aber nicht überlebensnötig. Bis Beuil kommen nur noch ein paar Wellen, und nach Beuil stürzt man die Ciansschlucht herab. Leider sind viele Teile modernisiert, begradigt, durchtunnelt, "entschärft". Was für PKW gut ist, kann für Touring weniger optimal sein. Aber der Kontrast der Cians-Schlucht, wo man auf dem Talboden fährt, zur Daluisschlucht, wo man auf halber Höhe auf den Var schaut, ist schon deutlich. Östlich von Puget-Theniers trifft man wieder auf den Var, die Temperaturen sind höher, aber normal bläst einen der Rückenwind dann westwärts nach Hause. Oberhalb von Puget Theniers, in Puget Rostang, ist ein Wandererheim / Hotel / Restaurant.
 
 
Route 4: ein Frühjahrskurs
 
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Ausgangspunkt:
Entrevaux oder Annot
 
Orte / Zwischenziele:
Annot - Rouaine - St Julien du Verdon - Thorame Haute - Col de la Colle St Michel - le Fugeret - Annot
 
Von der Strassenabzweigung bei Les Scaffarels fährt man die Clue de Rouaine hoch und schaut in die Schlucht. Es steigt weiter auf den Col de Toutes Aures ohne böse Steigungen. Weiter nach Westen, runter zum Stausee des Verdon, und in St Andre einkaufen, Verpflegung und Rast. Die D 955 das Verdontal hoch und nach links die D 52 in den Ort Thorame Haute nehmen. Im Dorf ist eine Epicerie Vival / Casino / Charcuterie, aber Vorsicht mit der Mittagsruhe! Nach dem Einkauf nach Osten (nicht nach Süden) der D 52 folgen, wieder hinunter ins Tal des Verdon, im Tal die D 955 für ein kurzes Stück nach Süden in Richtung St Andre, bis es links hochgeht die D 908 auf den Col de la Colle St Michel. Auf dem Pass ist ein kleines Restaurant. Danach geht es hinab die tausend kleinen Kurven zum Wedeln-Üben nach Annot. Dies ist eine leichtere Strecke, die in beiden Orientierungen interessant ist, man kann zwei halbe Tage damit füllen!
 
 
Route 5: über Italien zur versteckten Echelle
 
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Ausgangspunkt:
Briancon oder la Vachette, östlich von Briancon
 
Orte / Zwischenziele:
Briancon - Montgenevre - Oulx - Savoulx - Beaulard (SS 335) - Bardonecchia - Pian del Colle - Col de l' Echelle - Briancon
 
Von Briancon den Montgenevre hoch nach Italien. Dort kann Verkehr sein, es kommt auf die Tageszeit und den Wochentag an. Sonntag früh ist gut. Auf der italienischen Seite über Cesana nach Oulx, auch das ist Hauptstrasse. In Oulx links Richtung Bardonecchia bis Savoulx, dort auf die kleinere, südlichere alte Strasse über Beaulard nach Bardonechia. Das geschieht intuitiv richtig, denn die Hauptstrasse ist inzwischen autobahnähnlich. All das macht man, um die Echelle, italienisch Scala, zu erreichen und zu fahren. In Bardonecchia einkaufen und Verpflegung. Der Aufstieg kann mit grossen Steinen verziert sein, all dies ist egal, man fährt ja langsam. Zwischendurch scheint es, als gehe es ins Nichts, Vertrauen hilft. Die Passhöhe der Echelle und die südwestliche Abfahrt erklären dann den Tag. Das Tal der Claree hinunter bis zurück nach La Vachette / Briancon. Wenn die Strasse auf der italienischen Seite der Scala einmal besser ist, geht dieser Kurs auch mit dem Uhrzeigersinn.
 
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