SR

das Senioren-Rad

Liebe Rasefreunde,

es begann damit, dass ich vor ca. 25 Jahren auf meiner abendlichen Radrunde durch den Ort Langendorf kam und an einer Hauswand stand Spermüll, mit 2 Rädern, da musste ich einfach anhalten. Der Zustand war schlimm, aber ich sah oben auf dem Unterrohr diesen grünen Kleber: 531. Wer macht denn so etwas? Aus meiner Jugend kannte ich das Vorgehen bei Fahrradüberführungen: eine Hand am Lenker des Rades unter dir, die andere Hand bewegt das zu transportierende Rad... bis aus dem Ort hinaus, da war eine buschig bewachsene Böschung am Rand der Neubaustrecke, in dieses Gebüsch habe ich die Gitane 531C geworfen, am nächsten Tag mit dem Kastenwagen wieder hin, ausgegraben und nach Hause geholt, ins neue Heim. Das war der Beginn einer dauerhaften Beziehung.

In meiner Restekiste hatte ich noch diese verchromten Kabelführungsschellen von Camp, eine Record 24L Hochflansch-HR Nabe, ein Gran Sport Schaltwerk, einen ETA-Steuersatz aus der Zeit, eine DA-Stütze, nicht ganz stilecht, einen braunen Rolls-Sattel, der inzwischen dem Zeitfortschritt weichen musste, einen Cinelli-Vorbau, und 7400er SIS-Rahmenhebel. Dann das Unerwartete: die 7400er Rahmenhebel harmonierten perfekt mit der Gran Sport und dem Sechsfach-Schraubkranz! Rastschaltung mit einer Nuovo Gran Sport, als Rastschaltung noch gar nicht da war! Den originalen Antrieb habe ich vergessen, Ofmega oder so was? Die Räder habe ich neu gemacht, natürlich waren da Klebereifen drauf mit zu vielen Speichen und grottiger Stabilität, zu wenig Felgenhöhe, wie damals üblich.

Für über 20 Jahre war das bei mir das "Bahnhofsfahrrad", zum Briefkasten und zur Bank, Auszüge ziehen. Parallel hatte ich immer einen "richtigen" Renner. Wir fahren mit der Gitane zu zweit gemütliche Runden mit 10-20km, um nicht einzurosten, und 150 Höhenmeter reichen vollauf. 25mm Reifen mit 6 bar statt Igelschneider mit 9 bar, der Sattel ist mehr ein Sofa, der Lenker flach mit Moosgummis. Aber der Kern bleibt: eine Gitane mit fantastischer Geometrie, geht ums Eck wie blöd, hat breite Raddurchläufe, und Reynolds 531 läuft zwar an Lackfehlstellen an, rostet aber nie so gruselig wie Colombus SL.

Zu diesem Seniorenrad habe ich einen Laufradsatz 24x24 Speichen gebaut (Logo) und eine HR-Nabe für 7fach Kassettenfreilauf, wegen der Logistik, das bekommt man schön schmal und fast symmetrisch, mit einer Kassette
12-28Z. Es gab noch eine lange Sugino, damals für Ritchey produziert, Dreifach 110/74. Dort ist heute
Schutzscheibe - 39er - 30er drauf, und ich stelle fest, mit 39x12 bin ich schnell genug, auf der Geraden trete ich eher
39 x 14/16. Früher hätte ich mir das nicht "erlaubt", doof halt. Mit 30 x 28 komme ich die Hügel gut hoch ohne Schweissausbrüche. Mit dieser "neuen" Kiste haben wir viel Spass, wenn man akzeptiert, dass andere Zeiten angebrochen sind. Ich mag nicht über 2000E für ein E-Bike ausgeben, welches mit leerer Batterie nur noch eine Zumutung ist und 15kg zu viel wiegt, wenn wir das ins Auto packen wollten... Lieber ist es uns, 20km echt zu fahren, mit leichten Rädern, die "gehen" und bezahlt sind. Ich gebe zu, ich habe für diesen Schritt Zeit gebraucht.

Rennrad oder Sportrad, Trecking, Gravel, Reise - all dies sind Marketingbegriffe. Wir müssen diesen Kategorien nicht folgen, wir können aussuchen, welche Bausteine bringen uns weiter? Mit ein paar Bildern möchte ich dazu beitragen, dass jeder sein taugliches Rad findet und mit wenig Aufwand selbst umsetzen kann.

viele gemütliche Kilometer, auch flott bewegt, wünscht

maro moskop

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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